Liebe interessierte Mit-Menschen, 
ich finde heute erst im Schreiben meine Worte, als ich im jetzigen Zeit-Punkt meines Lebens in vielerlei Hinsicht neu beginne und nicht weiß, wo ES mich hinführt… 

Ich weiß Vieles erst im Erfahren dieses einen Moments – in stillen Betrachtungen, im Hineinspüren in Körper, Seele, Geist, im Bewusst-Werden der inneren Energie. Dann spüre ich manchmal eine Wahrheit, die ich bin und die ich gar nicht persönlich bin. 

Und genau das habe ich vor beinahe genau einem Jahr – ganz knapp vor Weihnachten erlebt. Ich bitte, mit dem Text achtsam umzugehen, als er sehr persönlich ist – lieben Dank.

Ich habe im Advent letzten Jahres aus aktuellem Anlass drängenden Lebensfragen meiner selbst und zahlreicher Klienten und Klientinnen zwei Zen-Sprüche nachgespürt:

Der erste Spruch:
“Wenn Deine Pfeile verschossen sind, Dein Bogen zerbrochen, schieße mit Deinem ganzen Wesen.”

Der zweite:
“Lausche dem Klatschen einer Hand (gemeint ist ein “in die Hände klatschen”) 

Wie soll beides gehen – ohne Werkzeug Handeln? Und Hören, was gar nicht zu hören ist?

WARTEN IM FLUGHAFEN – DIE ERFAHRUNG
Ich wartete mit zahllosen Menschen in der Ankunftshalle – allgemeine Unruhe, Warten mit oder ohne Maske, dichtgedrängt und warm, ja stickig. Große Aufregung. Der “Airport” kaltes Ambiente im Halbdunkel der Nacht. Es war nach 23 Uhr, noch zahlreiche Flugzeuge in der Warteschleife – John`s, meines mir lieben Freundes Flug verspätet.

Dann geschah es.
Ich betrachtete durch Zu-Fall ein junges Paar mit einem neugeborenen Kind. Der Mann, das Kind sicher im Arm – im wahrsten Sinne des Wortes in zärtlicher Obhut.

Das kleine Wesen – wundervoll geformtes zartes Gesicht, ein schwarzer Haarschopf, schlafend, die Lippen schienen noch den Duft der Muttermilch zu atmen – selige Stille, eingehüllt in die Geborgenheit einer weichen Wolldecke.

Die Frau trug ein Plakat mit den Worten “BEM VINDA” – Willkommen!, Portugiesisch, Herz umrahmt. Sie hielt einen Rot-Orangen Blumenstrauß an ihre Brust gepresst – ihr Atem schnell, ihr Gesicht heiß, rote Wangen, auf den Zehenspitzen balancierend – pechschwarzer Zopf, wunderschön.

Und da kam sie – die Mutter der Frau – frischgebackene Großmutter, suchend mit ihren Augen, Erkennen – das Lachen selbst hinter der Maske breit, offen – als könnte ich ihre weißen Zähne sehen, den roten Mund.

Die Beiden, Mutter und Tochter, stürzten in einer völlig hingegebenen Bewegung aufeinander zu, tränenüberströmt – umarmten, herzten sich in einer Dichte, Hitze, Zärtlichkeit, dass auch mir die Tränen hinunterliefen.

Endlich! Nach Monaten der Getrenntheit, des Sehnens, der fehlenden Begegnungen, Worte und Umarmungen… Endlich!

Und da sah, spürte, hörte ich DIE EINE ANTWORT auf beide Koans (scheinbar unlösbare Zensprüche!):

Es waren eindeutig zwei Menschen, die sich umschlungen hielten – Herz an Herz. Und sie waren EIN Körper, EIN Atem, EINE Seele, EIN Pulsieren – EIN KLANG. Das Klatschen mit einer Hand.

Plötzlich sah ich ein Leuchten in Ihnen und um sie und allen Menschen, die sich liebend in der Halle umarmten – es war ein Sternenhimmel, strahlender als Alles, was ich je gesehen hatte, golden und doch weiß – ich war völlig ergriffen in kindlichem Staunen.

Und da wusste ich einfach:
EINS – EINHEIT – EINSSEIN mit uns selbst, mit der Natur, besser als Natur, mit den Menschen, besser als Menschgewordene – DIE LIEBE wird uns einfach führen, wird uns bewegen, retten. WIR WERDEN EINFACH ZUM WERKZEUG.

Kann die Lösung für uns Menschen, die Natur so einfach sein? Liebe – einfach so? Hingabe – einfach so? Zärtlichkeit und Fürsorge – einfach so?

Ist das ein schönes Märchen – eine Eutopie, naiv und dumm? Oder ist das JETZT und schon immer unser aller innere Wahrheit? Sind, waren wir ES, ALLES und NICHTS, nicht schon immer? Ist das der Grund, warum – trotz allen “Dagegen Seins” – irgendwie, immer wieder WEIH – NACHT feiern?

Könnten wir beim Frühstück sonnige Getreidefelder in unserem Müsli sehen, in den Äpfeln Frucht-trächtige Apfelbäume, Rotgelbgolden im Grün? Im Kaffee dichten Dschungel, ungezähmte Tiere, blaue Vögel, indigene Völker? Im Honig die Bienen? Könnten wir lernen, im Duft des Brotes Dankbarkeit zu atmen – könnten wir lernen, wirklich zu schauen und zu lieben? Und dann entsprechend zu denken, zu leben, zu handeln?

WIR ENTSCHEIDEN. Ich übe, meine Erkenntnis zu werden, in Übernahme meiner Verantwortung, in zärtlicher Bewusstheit des Bewusst-Seins meiner selbst und des Lebens “um mich herum”.

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