Heute bin ich in den Lift zur U3 in Wien-Mitte eingestiegen. Ich war fröhlich gestimmt, habe gerade meine Tochter besucht, geplaudert, sie umarmt…

Die Situation war nichts Besonderes – der Lift sehr eng, die Menschen einander „im Weg“.

Ich habe mich zuerst mit dem Satz “Vielen Dank, dass Sie mir Platz gemacht haben“ bei einem Herrn bedankt, der für mich zur Seite getreten ist. Er hat – beinahe betreten – weggeschaut.

Jeder – Jede von uns schaute in eine andere Richtung – aneinander vorbei, wie in der Sauna, um scheinbar die Nacktheit nicht zu sehen, keine Bewegung – wie tot.

Und dann ist es passiert – ich schaute alle anderen Menschen – aus verschiedensten Nationen, männlich, weiblich, groß und klein, üppig und schmal, hell und dunkel, verschiedenst gekleidet – einfach offen an. Ich fand plötzlich die Situation, so eng gepackt mit ihnen in einem winzigen Raum und doch – vielleicht gerade dadurch – so entfernt zu sein, witzig, beinahe komisch, und habe laut: „Guten Tag an Sie Alle!“ gesagt.

Die Reaktionen – verschieden. Manche haben zurück gegrüßt, manche die „eigenartigen“ Verhaltensweise ignoriert, andere weiter in die Luft geschaut, am Mobiltelefon hantiert.

Und doch – da war irgendwie ein Ausatmen, ein Aufatmen im Raum, es war irgendwie anders – entspannter, offener, leicht.

Und dann haben Einige von uns gleichzeitig gelacht, durcheinander gesprochen:

„Es ist ja wirklich komisch, dass wir einander nicht grüßen!“ oder „Das sollte man öfters machen!“

Freundlich, zugewandte, entspannte Gesichter, Körper, die sich, bewegt, auf einander zubewegt haben!

Und im Beschreiben merke ich, dass ich Worte wie „uns, durcheinander (vielleicht sollte ich das getrennt schreiben), einander“ benutze  – ich beschreibe ein WIR. Und Worte wie „freundlich, zugewandt…“, Gefühle, Wahrnehmungen tauchen einfach auf.

Ein Herr ist mir nach dem Ausstieg auf den Bahnsteig nachgekommen und hat gesagt:
„Sie sind heute der erste Mensch, der irgendwie mit mir gesprochen hat.“

Ich freue mich jetzt – heute Abend ­ erneut. Und erkenne noch deutlicher:
“Wir gestalten Einsamkeit, Getrenntheit, Fremdheit – oder kleine Momente der Verbundenheit  – winzige und große, ferne und schöne Momente – jetzt“.

Wir gestalten Welt – als „ICH“ oder im Bewußt –Sein des „WIR“.

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